Leserbrief zu: In der Sackgasse von Birgit Holzer über Proteste in Frankreich vom 2.1.20 im Weserkurier
Frauenfeindliche Reformen
Birgit Holzers Kommentar zu den Protesten in Frankreich gegen die sog. „Rentenreform“ lassen leider entscheidende Fakten außen vor, die zum Verständnis der Situation in Frankreich wichtig wären. Das Wort Reform in diesem Zusammenhang vernebelt nur, dass es sich bei Macrons Vorhaben um eine Senkung des Rentenniveaus vieler Franzosen handelt, vor allem jener am unteren Ende des Lohnniveaus. Bereits jetzt erhalten weit über ein Drittel der Rentnerinnen in Frankreich weniger als 900 Euro Rente, sie werden zu den Verlierern dieser „Reform“ zählen. Kein Wunder, dass Frauenrechtsorganisationen zum Widerstand gegen dieses sexistische Projekt aufrufen.
Es wäre schön, wenn die Leserinnen erfahren würden, dass der Architekt dieses Rentengesetzes, Delevoye, von den Gewinnern dieser „Rentenreform“ , den privaten Versicherungsgesellschaften, ein monatliches Gehalt von 5300 Euro als „Ehrenvorsitzender“ bezog. Es wäre auch wichtig zu erfahren, dass in Zukunft eine Punktesystem gelten soll, wobei der Wert der Punkte jedes Jahr von einer Kommission neu festgelegt wird. Das Rentenniveau kann damit jederzeit beliebig gesenkt werden. Die Rentenvorschläge Macrons sind ein weiterer Versuch der Umverteilung von unten nach oben und haben mit Gerechtigkeit nicht das Geringste zu tun.
Helmuth Weiss
Der Leserbrief wurde am 07.01.2020 im Weserkurier veröffentlicht.