Der Verein „Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V.“ hatte unter dem Motto: „Kein Gras drüber wachsen lassen“ zu einer Reinigung der Gräber vorwiegend russischer Kriegsopfer auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen aufgerufen.
Der Keramikkünstlers Bernd Fischer hatte zu diesem Säuberungsakt angeregt. Mehr als vierzig BremerInnen folgten dem Aufruf am 29.8.2020. Der Vereinsvorsitzende Herbert Wehe hielt eine bewegende Rede. Fischer ging besonders auf die 1952 hierhin umgebetteten ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion ein, die die schwere Arbeit und den Hunger nicht überstanden und als junge Menschen in Bremen den Tod fanden; sie waren würdelos in Massengräbern an den Rändern der Lager verscharrt und wurden 1952 auf den Osterholzer Friedhof umgebettet.
Der deutsche Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion wurde durch ein systematisch aufgebautes Feindbild propagandistisch vorbereitet. Heute erleben wir leider wieder die völlig ungerechtfertigte Wiederholung einer ähnlichen Feindbildkampagne: „Die Russen sind an allem schuld!“. Diese Kriegsvorbereitungen dürfen wir nicht zulassen und uns stattdessen für Frieden und Entspannungspolitik einsetzen. Walerij Holstein spielte auf seinem Bajan russische Melodien. Eine zweite Reinigungsaktion wird Ende September folgen.
Update 28.09.2020:
Fritz B. (81) und Enkelin Maria (18) unterstützen „Kein Gras drüber wachsen lassen“
Am vergangenen Samstag (26.9.) kamen erneut Mitglieder und UnterstützerInnen des Vereins für Deutsch_Russische Friedens_Tage zusammen, um die Aktion „Kein Gras drüber wachsen lassen“ zu vollenden. 270 Grabplatten auf dem Gräberfeld NN des Osterholzer Friedhofs wurden von Moos und Schmutz befreit. An diesem Ort liegen auch etwa 700 Kriegsgefangene und ZwangsarbeiterInnen aus der Sowjetunion, die in Bremen um das Leben gebracht wurden, begraben. Bereits Ende August wurden 200 Platten gereinigt. Samstag wurde die Aktion vollendet. Der Verein sieht diese Initiative auch als Anstoß zum Erinnern für die Zukunft – die eine friedliche sein soll!
Maria (18), die in Begleitung ihres Opas Fritz B. (81) dabei war, sagt zu ihren Eindrücken vom Friedhof: „Es ist für mich wichtig, diesen Ort kennengelernt zu haben. In der Schule werde ich mich jetzt mit dem Thema weiter befassen. Wir behandeln gerade Denkmale. Ich denke, es ist auch für meine MitschülerInnen interessant, zu erfahren, welche Kriegsverbrechen auch an sowjetischen Menschen in Bremen begangen wurden.“