Bremer Friedensforum und Bürgerinitiative fordern Stopp der Bahnwerkstatt-Planungen in Bremen-Oslebshausen
Seit August 2021 laufen auf dem Gräberfeld sowjetischer Naziopfer in Bremen-Oslebshausen, dem sogenannten „Russenfriedhof“, archäologische Grabungen. 21 Erkennungsmarken, ein Schädel und hunderte von Knochenfragmenten wurden bisher gefunden. Acht Opfer konnten nun anhand der Marken identifiziert werden. Dies berichtet die Bremer Landesarchäologin Uta Halle gegenüber dem Fernsehmagazin von Radio Bremen „Buten un Binnen“ (https://rb.gy/lg8lkt). Nach den sterblichen Überresten wird voraussichtlich noch bis nächstes Jahr gesucht.
(Foto: © Sönke Hundt)
„Nun ist es bestätigt. Nicht alle Leichname der sowjetischen NS-Opfer wurden 1948 umgebettet. Die Zustände müssen chaotisch gewesen sein. Das Areal an der Reitbrake ist klar eine völkerrechtlich geschützte Kriegsgräberstätte.“ sagt Ekkehard Lentz vom Bremer Friedensforum. Dieter Winge von der Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu ergänzt: „Es wäre nicht zu vermitteln, sollte der Bremer Senat die Ansiedlung der Bahnwerkstatt nun unbeirrt weiterverfolgen. Gegenüber den Angehörigen der Opfer kann kann man dieses Vorgehen moralisch eigentlich nicht vertreten.“
Übereinstimmend sah es Halle auch im letzten Jahr, als Garagen auf dem Schützenhof-Gelände abgestellt werden sollten. Der Schützenhof war eine Außenlager des KZ Neuengamme. Halle damals: „Ich finde es moralisch verwerflich, fast auf den Tag genau 75 Jahre nach der Befreiung dieser KZ-Außenstelle hier von einem Bauvorhaben zu sprechen.“ ( https://rb.gy/h4ysar , https://rb.gy/pezvr8) Das Bremer Friedensforum und die Bürgerinitiative fordern einen sofortigen Stopp der Planungen. Es wäre davon auszugehen, dass bis heute sterbliche Überreste auf der Gesamtfläche von 20.000 Quadratmeter zu finden sind. Bislang hat das Grabungsteam sich auf eine 3.500 Quadratmeter große Teilfläche konzentriert.
Die Archäologen vermuten, die sterblichen Überreste von mehr als 300 Zwangsarbeitern aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden. Der Bremer Senat wird aufgefordert, das Grundstücksangebot gegenüber der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und Alstom zurückzuziehen und sich um einen alternativen Standort zu bemühen. Für das Gelände in Oslebshausen sollte nun eine Gedenkstätte konzipiert werden. In unmittelbarer Nähe zum wiederentdeckten Zwangsarbeiterfriedhof lag die größte Ansammlung von Lagern für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Rüstungsstadt Bremen. Der französische Schienenfahrzeughersteller Alstom beabsichtigt mit Unterstützung des Bremer Senats eine Bahnwerkstatt mit Abstellanlage in Bremen-Oslebshausen bis zum Jahr 2024 zu errichten. Die Investition ist Teil eines 760 Millionen Euro schweren Auftrags.
Im Frühling dieses Jahres haben Friedensforum und Bürgerinitiative die Behörden auf den zentralen Friedhof für sowjetische Kriegsopfer aufmerksam gemacht. Die Stadt Bremen hatte die Existenz vergessen. Die Aktivisten konnten bis heute über 400 sowjetische Opfer des Nationalsozialismus, die dort bestattet wurden, namentlich identifizieren. (https://rb.gy/y7g3xq , https://rb.gy/n51ele)
(Quellen und Verfasser, siehe LINK ganz oben)