Nach Angaben der Bundesregierung bekamen 51,4 Prozent der Altersrentner im Jahr 2018 weniger als 900 Euro - mehr als 9,3 Millionen Menschen. Der Niedriglohnsektor, der mit Schröders Agenda 2010 bewußt zu einem der schlimmsten in Europa getrieben wurde, kombiniert mit den Rentenkürzungen der letzten 20 Jahre haben verheerende Wirkungen hinterlassen. Millionen alte Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und nun trotzdem keine angemssene Rente bekommen, scheuen die Beantragung der ohnehin ärmlichen Grundsicherung beim Sozialamt. Wer will schon entwürdigende Einkommens- und Vermögensüberprüfungen und Enteignung von Lebensleistung (Freibetrag 5.000 Euro) über sich ergehen lassen.
Dass ihre Zahl trotzdem kontinuierlich steigt, ist ein Alarmzeichen. Es geht ans Eingemachte.
Waren es früher hauptsächlich die erbärmlichen Frauenrenten, die viele Frauen zwang, zum blanken Überleben Grundsicherung im Alter zu beantragen, haben sich nun die Zahlen der Männer, hier besonders der Altersgruppe 65-70, fast verdoppelt in den letzten 7 Jahren.
Fast jede/r Zehnte 65-70-Jährige in der Stadt Bremen hat Grundsicherung beantragt (Grafiken selbst erstellt)
Die Zahlen der Grundsicherungsempfänger im Alter insgesamt steigen ebenfalls erheblich von 9753 (2006) bis auf 15.281 (2016), 15.500 in 2017. Wahrscheinlich liegt die Zahl inzwischen sogar noch höher.
Auch hier ist die Stadt Bremen tief gespalten. Die Armut ballt sich in den immer gleichen Ortsteilen, der Reichtum in anderen, und das in einer Stadt mit der bundesweit zweithöchsten Millionärsdichte. Das Schaubild - im Rahmen der Armutskonferenz 2015 gezeigt - verdeutlicht es. Alle parteiübergreifenden Appelle hier gegenzusteuern haben die anhaltende Tendenz nicht aufgehalten. Wie denn auch? Dafür wäre ein grundlegender Kurswechsel der Politik im Bund und im Land nötig. Auskömmliche Alterseinkünfte, die nicht auf "Almosen" angewiesen wären, können nur erreicht werden, wenn auf gute Löhne aus guten Arbeitsverhältnissen gute Renten aus einem starken Rentensystem resultieren. Dafür aber dürften nicht mehr die Lobbyisten der privaten Rentenversicherungskonzerne den Kurs bestimmen, sondern die Interessen der einfachen Menschen müssten in der Politik wieder zu Geltung kommen. #Aufstehen setzt sich dafür ein.
Hinzu kommt seit 20 Jahren, dass fehlende Sozialwohnungen und explodierende Mieten viele alte Menschen aus ihren Wohnungen und damit auch aus ihren sozialen Netzwerken vertreiben. Brutaler, menschenverachtender, finanzialisierter Kapitalismus. Um so wichtiger, die Wohnungsversorgung dem renditegetriebenen Markt zu entziehen. Die demokratisch kontrollierbare Kommune, die Allgemeinheit muss es in die eigenen Hände nehmen, auf kommunalem Grund und Boden. Schluss mit Privatisierung und Ausverkauf öffentlicher Güter.
Wir brauchen nur ins Nachbarland Österreich zu schaun. Dort zahlen Alle ein und im Durchschnitt erhalten die Rentner*innen 800 Euro mehr im Monat, ohne dass igendetwas zusammengebrochen wäre, im Gegenteil, es hat sich bewährt. Das geht auch hier!