Zweifellos ist es ein Schritt in die richtige Richtung (Vergesellschaftung großer Mietwohnungskonzerne), wenn die Regierung in Bremen zusammen mit der GEWOBA, an der sie 75,1% der Aktien hält, nun endlich die Großwohnanlage "Grohner Düne" rekommunalisiert, um sie endlich zu sanieren. Buten un binnen vom 14.12.2022 berichtet. Nur die Umstände sind wieder einmal, wie auch schon beim Kauf der Vonovia-Wohnungen in Lüssum, sehr profitabel für die Vorbesitzer/ die Spekulanten. Vor zehn Jahren hätte Bremen schon mal die Grohner Düne kaufen können für ca. 22 Mio Euro, damals kauften die Renditejäger von Grand City Properties, ein britisch-luxemburgisches Konsortium, das Gelände. Die deutsche Niederlassung von GCP, Grand City Property Ltd., ist in Zypern registriert. Nun sieht alles so aus, als ob diese es Bremen für 60-70 Mio Euro weiterverkauft, super Deal, nur für wen ?
Um sich eine konkrete Vorstellung davon zu machen, welches Desaster die seit über 30 Jahren anhaltende neoliberale Privatsierungswelle im Wohnungssektor hinterlassen hat, hier eine Chronologie zu dieser Vegesacker Immobilienansammlung für ca. 1500 Bewohner:
- 1969-1973 Bau durch die Neue Heimat (R-Block mit 422 Wohnungen, L-Block mit 150)
- 1982 Die Neue Heimat geht pleite. Einige Bundesländer übernehmen die Bestände. In Bremen entsteht daraus die städtische GEWOBA. Die „Düne“ gehört allerdings nicht zur GEWOBA, sondern zur Neuen Heimat Niedersachsen (Baubecon).
- Der L-Block wird vom Hamburger Bauunternehmer Lothar Krause gekauft.
- 1995 Lothar Krause geht pleite. Der L-Block wird unter Zwangsverwaltung durch die GEWOBA gestellt. Um 2001 hat die gesamte Düne 40 Prozent Leerstand.
- 1998-2002 Baubecon und GEWOBA sanieren die Düne für insgesamt 22 Mio. DM. Zusammen mit der Stadt Bremen wird ein Quartiersmanagement finanziert.
- 2005 Der US-amerikanische Investmentfonds Cerberus kauft die Baubecon und damit den R-Block.
- 2007 Der italienische Immobilienfonds Prelios kauft die Baubecon-Bestände. 2011 platzt die Weiterfinanzierung. Prelios verkauft die Baubecon daraufhin an die britische Großbank Barclays.
- 2012 Die Deutsche Wohnen AG kauft die Baubecon-Bestände. Die Grohner Düne will sie loswerden und bietet sie 2013 der Stadt Bremen an. Die will aber nicht.
- 2014 Der britisch-luxemburgische Immobilienkonzern Grand City Properties kauft für 21,7 Mio. Euro die gesamte Düne: den R-Block von der Deutschen Wohnen und den L-Block von einem niederländischen Eigentümer. Die deutsche Niederlassung von GCP, Grand City Property Ltd., ist in Zypern registriert.
- 2016 Bremen bewilligt 3,5 Mio. Euro für bauliche Verbesserungen im Umfeld der Grohner Düne, um das Image der Anlage zu verbessern.
(Quelle: Ausstellung auf dem Fachtag des Bremer Bündnis Soziale Arbeit "SOZIALE ARBEIT UND DIE WOHNUNGSFRAGE" am 18. März 2019 im Foyer des DGB-Haus)
Was die Folgen der jahrzehntelangen Auslieferung des Wohnungswesens an Renditejäger, die Folgen einer verfehlten Migrationspolitik und die Folgen der durch Gentrifizierung selbst herbeigeführten Ballung marginalisierter Bevölkerungsgruppen in sozialen Brennpunkten betrifft, schildert Patricia Brandt im Weserkurier vom 20.01.2016 :
"Dass ein einfacher Streit in eine Massenschlägerei mündet, ist in der Grohner Düne kein Einzelfall. Die Blöcke am Vegesacker Bahnhof gelten als eine der gefährlichsten Wohngegenden Bremens. Ändert sich nichts, wachsen hier weitere „Generationen von Hartz-IV-Dynastien heran“, bei der extremistische und kriminelle Tendenzen auf fruchtbaren Boden fallen, attestieren jetzt Gutachter. [...] Die Stadt geht davon aus, dass der Eigentümer, die Firma Grand City Property (Verwalter von 50 000 Wohneinheiten mit Hauptsitz auf Zypern) keine Pläne für weitreichende Investitionen in die Gebäudesubstanz hat. Wer wohnt in der Grohner Düne? „Wer in die Wohnanlage zieht, hat vielfach keine Wohnalternative“, heißt es in den Papieren der Verwaltung. Die Zahl der Bewohner lag 2014 laut amtlicher Bevölkerungsstatistik bei 1537. Die Verwaltung geht davon aus, dass die tatsächliche Belegung wegen der Flüchtlingsströme deutlich höher liegt. Die meisten Mieter sind arbeitslos oder hilfebedürftig. Fast alle haben einen Migrationshintergrund. In der Grohner Düne gibt es eine Vielzahl von Nationalitäten. Aktuell bestimmen drei Bewohnergruppen die Mieterschaft: Arabische Großfamilien, jesidische Kurden und osteuropäische Roma. Außerdem leben hier Angehörige der Volksgruppe der Mhallamiye. Die Ballung vieler, teils verfeindeter Ethnien stellt laut Verwaltung eine dauerhaft kaum beherrschbare, als explosiv beschriebene Bewohnermischung dar. Wiederholt kam es bereits zu Massenschlägereien."
Dabei wichtig zu merken: Es liegt nicht an den Menschen, sondern am System und an der Politik, die diesem System dient.