Nach der LEG nun die Adler Real Estate (Aktiengesellschaft) - Kapitalkonzentration auf dem Wohnungs"markt"
(von Rodolfo Bohnenberger) Während wir uns solidarich mit Wohnungslosenhilfe und Nachbarschaftshilfe beschäftigen, haben Wohnungskonzerne andere "Sorgen". Aus mittleren Miethaien werden gerade Riesen-Miethaie fusioniert. Jüngstes Beispiel: ADO Properties fusioniert Ende März 2020 (siehe Handelsblatt vom 30.03.2020) mit Adler Real Estate und dem Projektentwickler Consus Real Estate und entwickelt sich in Deutschland mit über 80.000 "Einheiten" (Wachstum eingeplant) im Wert von 8,6 Milliarden Euro zum Big Player der börsennotierten Wohnungskonzerne, steuergünstig angesiedelt in Luxemburg. Wir sind also Zeuge weiterer Kapitalkonzentration und Monopolisierung, zum Nachteil der ohnehin schon gebeutelten MieterInnen (und wie zu lesen auch der Kleinaktionäre); und auch zum Nachteil von kommunaler Steuerungsfähigkeit und Stadtentwicklung.
Adler Real Estate hat - laut eigenem Internetauftritt - seit 2017 ca. 693 Wohneinheiten in Osterholz-Scharmbeck und Schwanewede, im direkten Einzugsgebiet von Bremen. Deren katastrophaler Zustand und Wohnungsverwaltung wurde im Weserkurier vom 31.05.2019 kritisiert .
In der Metropolregion Bremen/Bremerhaven soll Adler Real Estate 2019 nun 873 "Einheiten" mit je durchschnittlich 63 qm Wohnfläche und einer Durchschnittsmiete von 6,28 Euro/qm haben. In Wilhelmshaven ist der Konzern richtig dominierend mit 6.896 Wohnungen, in denen fast 20.000 Menschen leben.Diese Wohnungen gehörten ursprünglich dem gemeinnützigen, städtischen Wohnungsbaunternehmen JADE. Völlig aus der Zeit gefallen wirkt deren Internetauftritt, dort heißt es: "Spätestens seit Anfang der 90er Jahre galt es dann aber, attraktive und konkurrenzfähige „Wohn-Produkte“ zu entwickeln und unter steigendem Wettbewerbsdruck erfolgreich zu vermarkten. Vor diesem Hintergrund war die Privatisierung der JADE zur Jahrtausendwende ein konsequenter Schritt, wie er in vielen Kommunen vollzogen wurde."
In Berlin hat ADO Properties ca. 60.000 Wohnungen. Erst kürzlich kaufte der Berliner Senat ein ganzes Paket der Wohnungen von ADO sehr teuer zurück. So gut Rekommunalisierung zweifellos ist, der viel zu hohe Preis wurde als Belohnung von Spekulationsstrategien großer privater Konzerne kritisiert.
Die Bremer Landesregierung wird seit letztem Jahr nicht müde, stolz auf den Kauf (zu weiterhin unbekanntem Preis?) von 200 runtergewirtschafteten Lüssumer Vonovia-Wohnungen durch die GEWOBA hinzuweisen. Während die GEWOBA nun die Sanierung und Wiederherstellung eines halbwegs menschenwürdigen Wohnstandards mit knapper Kapitalbasis dort wuppen muss, kaufen derweil große Miethaie große Stücke des Bremer Wohnungsbestandes auf.
Erst im Februar 2020 schlug der drittgrößte Miethai Deutschlands, die LEG, in Bremen zu. 1.100 Bremer Mietwohnungen für ca. 120 Mio. Euro wechselten (siehe WK 15.02.2020) den Besitzer. Wie auch bei der Vonovia ist der eigentliche Lenker der ehemals Landes Eigenen Gesellschaft in NRW übrigens der US-Amerikanische Finanzinvestor Black Rock (Deutschlandchef bis vor Kurzem: Friederich Merz, CDU) mit 11% Aktienanteil an der LEG. Mithilfe absurder legaler Tricks, den sog. Share-Deals, die die LEG für sich nutzte, sind dem kommunalen Bremer Haushalt bei dem Deal auch noch rund sechs Millionen Euro an Grunderwerbssteuer entgangen; davon hätte mind. eine KiTa hier neu gebaut werden können. Jeder kleine Hauskäufer muss gnadenlos Grunderwerbsteuer zahlen. Wo bleibt der Aufschrei und der Ruf nach sofortiger Abschaffung dieser legalen Tricks? Und der Ruf nach Vergesellschaftung von gemeinschaftsschädlichen Konzernen. Artikel 15 unseres Grundgesetzes ließe es zu.