Zurück zum Vortrag: Deutschland und die EU hatten 2022 beschlossen, russisches Pipelinegas im Rahmen ihres völkerrechtswidrigen Wirtschafskrieges gegen die Russische Föderation zu kappen. Sie mussten darufhin Flüssiggas in Massen einkaufen, wo es nur erhältlich war. Die Folge: Die Preise dafür gingen weltweit durch die Decke, nicht nur für die deutschen Bürger, sondern auch bei den ärmeren Ländern wie Pakistan oder Bangladesch. Sie konnten nun das überteuerte Flüssiggas nciht mehr bezahlen und mussten Energie rationieren – zum Schaden ihrer Bevölkerung. Europas Wirtschaftseliten interessierte das nicht. Ähnliche Beispiele gäbe es viele.
Wasserstoff etwa: Die Länder des Globalen Südens werden unter Druck gesetzt, künftig erneuerbare Energien nutzen – aber nicht so sehr für sich selbst, sondern um der EU Wasserstoff zu liefern. - Migrationspolitik: Die Bundesregierung wirbt ausgebildete Arbeitskräfte (z.B. Ärzte und Pflegekräfte) aus Afrika, Asien und Südamerika ab, um das heruntergewirtschaftete Ausbildungssytem in Deutschland zu kompensieren. Dass das Gesundheitssystem in den betreffenden Ländern trotz eigener kostspieliger Ausbildunganstrengungen hinterher an massivem Personalmangel leidet, wird billigend in Kauf genommen. Das Ganze vor dem Hintergrund ungerechter EU-Handelsverträge und angesichts von - die heimische Landwirtschaft in ärmeren Ländern ruinierenden - EU-Nahrungsmittelexporten (z.B. Hühnerfleisch) – Neokolonialismus pur.
Das lassen sich diese Länder aber nun nicht mehr gefallen und organisieren sich in eigenen Organisationen wie BRICS, wo Win-Win Kooperation gefördert wird.
Jörg Kronauer ist Soziologe, freier Journalist und Buchautor. Er lebt in London; ist Redaktionsmitglied von German Foreign Policy. Seine Schwerpunkt sind: Internationale Politik. Buchveröffentlichungen: "Der Aufmarsch - Vorgeschichte zum Krieg. Russland, China und der Westen"; " 'Der Rivale': Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr des Westens"